Die Sonne sieht ihren Schatten nicht

Beim MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE kratzt die heiße Nadel am Konkreten. Die Münchner Künstler*innen Klaus Erika Dietl und Steffi Müller aka Rag*Treasure (beißpony/ ChicksOnSpeed Records/ Rheinschallplatten) schätzen die Splitter im Gewebe. 

Die Basis der beiden ist der MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE, eine Plattform, die sich als nomadische Forschungs- und Produktionsstätte versteht. Dort ist auch auch RAGREC zu Hause – ein Label für Störgeräusche in Text Bild und Ton. Neben Platten und Kassetten finden sich auch kleine magaZINEs im Sortiment. 

Live wird die Bühne zur offenen Werkstatt. Nähmaschine und Kaktus werden zu Instrumenten. Im Studio werden Hörspielmusik und Soundscapes produziert, u.a. für Elfriede Jelinek (Bayerischer Rundfunk), das Städel Museum Frankfurt und das Goethe Institut Amman (Jordanien). 

Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller suchen immer wieder den Austausch mit anderen. In den vergangenen Jahren gab es Sound und Lecture-Performances mit Künstler*innen und Aktivist*innen wie Wolfgang Müller (Die Tödliche Doris), Vivien Goldman (The Flying Lizards) und Mascha Alechina (Pussy Riot). 

2015 starteten Dietl und Müller mit Musiker*innen aus Japan’s Underground-Szene das internationale Kollektiv ALLIGATOR GOZAIMASU. Im Austausch miteinander entstehen Videos und Filme. Diese wurden unter anderem bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen, beim Tokyo International Short Film Festival und im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin gezeigt . 2017 feierte Klaus Erika Dietl’s erster Langfilm „Das Letzte Loch ist der Mund“ im Kunstbau am Lenbachhaus Premiere. 

Beim Digitalanalog Festival 2025 zeigen Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller „Die Sonne sieht ihren Schatten nicht“, eine Auswahl an Videos und Kurzfilmen aus dem Kosmos von beißpony und ALLIGATOR GOZAIMASU.

www.hoelle.media

Apoth: Remote viewR

Remote viewR ist eine synaesthetische Installation, die das Studio 2 des Muffatwerks in Echtzeit mit Simon Kummers Atelier APOTH.se verbindet: Eine Simultangestaltung zweier Räume durch die Präsenz der Besucher.

Zwei Räume – eine Tür. Eine Aktion – zwei Wellen.

apoth.se

LASERJAM

In einer live audio-visuellen Performance und Rauminstallation erkundet der LASERJAM eine direkte, nicht-symbolische und synästhetische Beziehung zwischen Klang und Bewegtbild. Durch die gewollte Nutzung der für die Allgemeinheit obsoleten Medien- Technologien geht es in den kritischen Dialog mit dem historischen Erbe des Sehens und Hörens durch technische Mittel. Die musikalische Besetzung entspringt einer dynamischen Kombination aus klassischen Fragmenten, Blues Schematiken, Jazz-Rock, Intelligent Dance Music, Electronica und Noise. Die eigens gebaute „digital-analoge“ Steuerung manipuliert oszillierende Laser-Lichtfiguren und bringt einen in einen audio-visuell immersiven Zustand.

laserjam.org

Akademieradio

Die Störfunkanstalt _42 ist eine rund um die Uhr laufende Klangforschung. Ein Netzwerk-Audio-Stream für Schallwerke der bildenden Künste spielt Interviews, originale Musik und diverse experimentelle Beiträge. Es handelt sich um die im Kollektiv geschöpfte Klangwerkschau von künstlerischen Studierenden, Alumni und ProfessorInnen und Mitarbeitern der Akademie der bildenden Künste in München.

Mit über 700 originalen und zeitgenössischen Hör-Beiträgen und Archivmaterial ist auch das digitale Gewicht spürbar geworden.

Als kleine Gruppe, am Rande der Möglichkeiten, strebt das Akademieradio über seine urbanen, örtlichen und regionalen Grenzen hinaus, um mit anderen Städten und Ländern in Europa hörbar zusammen zu wachsen.

Die Gründungsmitglieder Iason Konstantinou und Lennard Cramer sind vor Ort mit ihrer aktuellen Ausführung des Akademieradios als „One-Armed-Bandit-Super-Sampler“.

http://akademieradio.de

Felix Rodewaldt

…lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt München. Schon während seiner Zeit an der Akademie der bildenenden Künste, konnte er mit Ausstellungen punkten und erzielte erste Erfolge in Galerien.Nach Abschluss seines Studiums ließ er die Tape Art und Stencils größtenteils hinter sich, und seine Kunst, die bisher Eine Mixtur verschiedenster Einflüsse war, bekam eine immer stärker werdende, architektonische Komponente.Seine für Malerei, beeindruckend grafischen Arbeiten glänzen vor allem durch akkurate Linienführung, die handwerkliches Geschick und Geduld voraussetzen.Diese einzigartige Kombination hat ihn neben Frankreich, Spanien und Griechenland auch schon nach New York, Tokyo und in den Iran geführt.

https://www.instagram.com/felixrodewaldt/

Marcel Ralle: Nine Flags

In der aktuellen Arbeit von Marcel Ralle mit dem Titel „Nine Flags“, die im Eingangsbereich des Gasteig über den Rolltreppen gezeigt wird, geht es um Logos, die uns ständig umgeben und bewusst und unbewusst beeinflussen.

Die Logos werden durch Aneignung und Morphung mittels Verzerrung (Glitchen), Verdopplung und Stauchung ihrem ursprünglichen Kontext entnommen um eine neue Deutung und (Be-)Wertung entstehen zu lassen. Durch die Trans- und Mutation auf Fahnen, ensteht eine neue Ästhetik, die als Widerstand gegen unsere Konsumwelt gesehen werden darf. Dont Belive the Hype!

Mit ersten Liveacts 1999 in dem legendären Technoclub Ultraschall begann Marcel Ralles Trip durch die elektroinsche Musik (Techno, Ambient, Noise). Seit dem ersten Digital Analog ist er Solo (Kidstardust, DAFALGAN) oder in verschiedenen Projekten (AG Trickbeat, Der Auge, Clone-headz…) immer wieder bei DA dabei.

Marcel Ralle studierte bis 2011 Malerei und Grafik bei Prof. Markus Oehlen an der Akademie der Bildenden Künste und stellt seine Kunst(Skulptur Grafik ,Mixed Media) seit 2002 im In- und Ausland aus.

marcelralle.de

Gunter Hahn

Als fotografischer Stimmungseinfänger, wird Gunter Hahn auch dieses Jahr wieder die besonderen Momente der lauten und leisen Töne, der Begegnung und Interaktion zwischen Künstlern und Publikum und das besondere Flair des Festivals festhalten. Mithilfe der Bühnenfotografen, Fotoassistenten und geeigneter Technik bringt er die Aufnahmen so zeitnah auf die Außenprojektion, dass die Künstler direkt nach ihrem Auftritt bereits selbst auf der Außenleinwand ihre Performance sehen können. In diesem Jahr verarbeitet er die Aufnahmen der vergangenen Jahre erstmals zu einem 10 qm großen Fotomosaik, welches so platziert wird, dass es je nach Betrachtungsabstand dem Besucher tausende kleine Bilder oder nur ein einziges großes Foto erscheinen lässt.

Nachruf Peter Becker / VJ Autopilot

Foto: Gunter Hahn / Text: Dirk Wagner für Digitalanalog e.V.

Schon auf unserem letzten Digitalanalog-Festival fehlte Peter Becker alias VJ Autopilot krankheitsbedingt. Trotzdem war er im Geiste bei uns, und auch zwei Collagen von ihm hingen auf dem Festival, auch, wenn sie in der Corona-bedingten Live-Stream-Version des Fests auf den Apparaten da draußen nicht zu sehen waren. Aber im Quasi-Backstageraum, wo die Mitarbeiter*innen und beteiligten Künstler*innen bei einem Getränk entspannten oder auch etwas aßen, da hingen Beckers Bilder. Schon damals spürten wir, dass wir uns bald schon von der irdischen Erscheinung des Mannes verabschieden mussten, den wir als vorausschauenden Künstler ebenso schätzten wie als zuverlässigen Freund liebten. Seine Art als Visual Artist Musik regelrecht sichtbar zu machen, sie quasi selbst noch einmal mit Farben und Licht neu zu komponieren, beinhaltete im Grunde alles, was wir mit unseren Digitalanalog-Festivals stets anzuregen versuchen: Das Leben als ein sozial-kulturelles Gesamtkunstwerk, das so viele Wege aufzeigt. Peter Becker hatte den Mut und die Neugier, solche Wege auch zu gehen. Also experimentierte er schon früh mit den Möglichkeiten einer Videokunst, die er alsbald auch auf Technoparties ins Publikum hinein projizierte, auf Leinwände oder  einfach in den Raum, dessen Architektur alsbald mit Beckers Beleuchtung über die live manipulierten Videos und der Musik, sowie mit den tanzenden Clubbesuchern zu einer Einheit verschmolz.  Liebevoll illuminierte er so auch einige Konzerte. Die Rocklegende Amon Düül 2 war dabei von seiner Arbeit so begeistert, dass sie ihn auch mal mit auf die Bühne lud, als er woanders keinen ausreichenden Platz fand. Die Anerkennung, die ihm solches Angebot zusicherte, mochte ihn auch ein wenig erfreut haben. Doch lieber stand er als VJ im Off, jenseits der Bühne, im Dunkel, von wo aus er das Licht dorthin führte, wo das Publikum dann sein Augenmerk hinwenden soll. Trotzdem freute es ihn natürlich, dass das Stadtmuseum nun auch in einer Ausstellung über das Münchner Nachtleben einen Zusammenschnitt verschiedener seiner VJ-Sets zeigt. Allein, die Ausstellung selbst konnte er nicht mehr besuchen. Einen Tag vor ihrer Eröffnung starb Peter Becker. Wir trauern darum um einen Freund, einen Kollegen, einen Künstler und Visionären. Zugleich soll es uns eine Anregung sein, das Digitalanalog Festival nun auch in Erinnerung an Peter Becker alias VJ Autopilot fortzusetzen. Einige Künstler*innen, die für uns arbeiten, haben vieles von dem, was sie heute auszeichnet, von ihm gelernt. Sei es, das sie von seiner Kunst inspiriert wurden, oder dass er sie in seinen Lehrveranstaltungen zur Medienkunst an der Ludwig Maximilans Universität unterrichtet hatte. Wir wünschen uns und Peters Angehörigen, dass unsere tiefe Trauer bald schon wieder Raum lässt für die viele Freude, die Peter uns bereitet hatte. Tatsächlich war er nämlich selbst das Licht, mit dem er so gerne gearbeitet hatte, der lichterne Lichtkünstler: Shine On, Crazy Diamond.

Peter Becker + Gabriele Gabriel: Vanshing Point

Online und REAL erstahlt das Festival auch in diesem Jahr in dem ihm eigenen Glanz – Innovativ irrisierend bis provokativ gestalten Gabriele Gabriel & Autopilot ihre Schwarzlicht-Murals im avant-garditischen URBAN ART STYLE . Übergroße Stencils werden auf Plakate gesprayt, zerrissen und wiederum mittels UV-Licht wie digitales VJing analog neu collagagiert.
Thema der beiden Serien „VANISHING POINT – Flatten the Curve“ und „VANISHING POINT – Born to Go“ ist eine bildnerische Tour de Force in der Corona Krise, ein experimentelles „Tagebuch“ nunmehr auf den urbanen Innen- und Aussenwänden des Gasteigs: konsequent, aktuell, und zugleich vielgestaltig wie das Leben. Wo: Zu sehen auf den diversen Online-Streams inkl. -Dokus und verteilt auf den neuen Backstage-Areas des Gasteigs für Künstler und Aktivisten des Festivals.