Schon auf unserem letzten Digitalanalog-Festival fehlte Peter Becker alias VJ Autopilot krankheitsbedingt. Trotzdem war er im Geiste bei uns, und auch zwei Collagen von ihm hingen auf dem Festival, auch, wenn sie in der Corona-bedingten Live-Stream-Version des Fests auf den Apparaten da draußen nicht zu sehen waren. Aber im Quasi-Backstageraum, wo die Mitarbeiter*innen und beteiligten Künstler*innen bei einem Getränk entspannten oder auch etwas aßen, da hingen Beckers Bilder. Schon damals spürten wir, dass wir uns bald schon von der irdischen Erscheinung des Mannes verabschieden mussten, den wir als vorausschauenden Künstler ebenso schätzten wie als zuverlässigen Freund liebten. Seine Art als Visual Artist Musik regelrecht sichtbar zu machen, sie quasi selbst noch einmal mit Farben und Licht neu zu komponieren, beinhaltete im Grunde alles, was wir mit unseren Digitalanalog-Festivals stets anzuregen versuchen: Das Leben als ein sozial-kulturelles Gesamtkunstwerk, das so viele Wege aufzeigt. Peter Becker hatte den Mut und die Neugier, solche Wege auch zu gehen. Also experimentierte er schon früh mit den Möglichkeiten einer Videokunst, die er alsbald auch auf Technoparties ins Publikum hinein projizierte, auf Leinwände oder einfach in den Raum, dessen Architektur alsbald mit Beckers Beleuchtung über die live manipulierten Videos und der Musik, sowie mit den tanzenden Clubbesuchern zu einer Einheit verschmolz. Liebevoll illuminierte er so auch einige Konzerte. Die Rocklegende Amon Düül 2 war dabei von seiner Arbeit so begeistert, dass sie ihn auch mal mit auf die Bühne lud, als er woanders keinen ausreichenden Platz fand. Die Anerkennung, die ihm solches Angebot zusicherte, mochte ihn auch ein wenig erfreut haben. Doch lieber stand er als VJ im Off, jenseits der Bühne, im Dunkel, von wo aus er das Licht dorthin führte, wo das Publikum dann sein Augenmerk hinwenden soll. Trotzdem freute es ihn natürlich, dass das Stadtmuseum nun auch in einer Ausstellung über das Münchner Nachtleben einen Zusammenschnitt verschiedener seiner VJ-Sets zeigt. Allein, die Ausstellung selbst konnte er nicht mehr besuchen. Einen Tag vor ihrer Eröffnung starb Peter Becker. Wir trauern darum um einen Freund, einen Kollegen, einen Künstler und Visionären. Zugleich soll es uns eine Anregung sein, das Digitalanalog Festival nun auch in Erinnerung an Peter Becker alias VJ Autopilot fortzusetzen. Einige Künstler*innen, die für uns arbeiten, haben vieles von dem, was sie heute auszeichnet, von ihm gelernt. Sei es, das sie von seiner Kunst inspiriert wurden, oder dass er sie in seinen Lehrveranstaltungen zur Medienkunst an der Ludwig Maximilans Universität unterrichtet hatte. Wir wünschen uns und Peters Angehörigen, dass unsere tiefe Trauer bald schon wieder Raum lässt für die viele Freude, die Peter uns bereitet hatte. Tatsächlich war er nämlich selbst das Licht, mit dem er so gerne gearbeitet hatte, der lichterne Lichtkünstler: Shine On, Crazy Diamond.